Vorsicht mit den Träumen - sie könnten in Erfüllung gehen!



Buddha sagt: "Laufe nicht der Vergangenheit nach und verliere dich nicht in der Zukunft. Die Vergangenheit ist nicht mehr. Die Zukunft ist noch nicht gekommen. Das Leben ist hier und jetzt."







Samstag, 30. Januar 2010

Unser Reisetagebuch ...

wenn ich jetzt nicht damit beginne, werde ich die Aufbruchsstimmung bald vergessen haben, unter der Fülle der Eindrücke von Neuem und Unbekanntem die auf uns zukommen werden.

Der Countdown läuft noch 150 Tage ...

wobei der Abreisetermin noch nicht endgültig fixiert ist, weil er davon abhängig ist wann Peter seine letzte Prüfung zum Tauchlehrer absolvieren kann. Durch den strengen Winter ist es derzeit einfach schwierig die nötigen Tauchgänge im Freiwasser - sprich den Oberbayerischen Seen - zu absolvieren. Aber ... er arbeitet daran. Wir erstellen do-does-lists und arbeiten sie ab und erstellen immer wieder neue. Es muss unendlich viel bedacht und berücksichtigt werden - ein so großer Schritt erfordert eine umfassende Planung.

In unserem Auswanderer-Blog bieten wir eine Vielzahl von persönlichen Habseligkeiten zum Kauf an, in der Hoffnung, dass sie in gute Hände kommen und nicht letztendlich auf dem Wertstoffhof landen müssen.
Unsere Nachmieterin Manuela sitzt schon in den Startlöchern und ist gedanklich bereits eingezogen - wie sie sagt. Meine Lieblings LP's habe ich mittels "Umwandler" als MP3 auf dem Laptop gespeichert, das selbe macht Peter mit den CD's die wir "unbedingt" mitnehmen wollen. Die DVD's abzuspeichern erweist sich als ziemlich schwierig, da sie sich meist nicht zippen lassen und ebooks sind genau so teuer wie neue gedruckte Bücher, also zögern wir noch, denn unsere umfangreiche Bibliothek (vor allem nervenkitzelnde Thriller) findet keine Abnehmer.

Vor mir liegt ein dicker Ordner "Versicherungen" - wir sind gut versichert - Haftpflicht, Rechtsschutz, Leben, Berufsunfähigkeit, Hausrat, Unfall, sogar Sterben .... ja vorsichtig waren wir und abgesichert wollten wir sein ... gegen alles was eventuell passieren könnte. Nur, gegen die ernsthaften Schicksalsschläge gibt es keine Versicherung, so steht es im Kleingedruckten.

Im Ankleidezimmer steht jetzt ein großer schwarzer Müllsack in den die Kleidungsstücke wandern, die uns zwischendurch in die Finger kommen, die aber sowieso nie getragen werden. ausmisten, wegwerfen, Ballast abwerfen, loslassen. Das wird lustig im Badezimmer - ich habe sooooo viel Kosmetik und benutze 1 Augenbrauenstift, 1 Lidschatten, 1 Wimperntusche und ca. 3 verschiedene Lippenstifte - natürlich eine Tages- und Nachtcreme und Make-up und Puder - that's it. Und der Rest der in 5 Schubläden und hinter 3 Schranktüren verstaut ist? Sammelinstinkt - könnte ich doch vielleicht irgendwann ... Quatsch ... irgendwann komme ich dann wieder an Douglas vorbei, kann den betörenden Düften nicht widerstehen und falle hinein, im Schlepp übrigens meinen Peter, der dann - von 3 Verkäuferinnen umringt - sich in Herrendüfte einhüllen lässt und flirtet auf Teufel komm raus. Nach ca. 1 Stunde sind wir dann beide erschöpft, er von den Verkäuferinnen und ich vom Ausprobieren und Testen, wir stützen die Wirtschaft mit einem dreistelligen Betrag und vermehren den Inhalt unserer Schubladen.

Wir haben uns viel vorgenommen für die nächste Zeit - 2 riesige Reiseführer gekauft - einen Lonly Planet
mit 1228 Seiten und einen Baedeker mit NUR 606 Seiten dafür aber mit einer Landkarte auf der die wichtigsten Haupt- und Nebenstrassen eingezeichnet sind die wir mit dem Wohnmobil befahren können. Wir haben beide Bücher erworben, damit wir parallel lesen und planen können. Nebenbei googeln wir in jeder freien Minute und verschlingen Reiseberichte und für Peter ganz wichtig - Tauchberichte. Auch Tauchbücher mit unglaublichen Fotos von unvorstellbar schönen Tauchgängen haben wir bei Amazon erstanden - während des spannenden Abendkrimis im Fernsehen lenkt mich mein Liebster mit farbenprächtigen Fotos von Fetzenfisch und Napoleon ab um dann nachzufragen - worum gehts da? Er liest mir vor, dass man Robben kolonien riecht bevor man sie sieht, dass Delphine so neugierig sind, dass sie die Taucher besuchen um mit ihnen zu spielen, dass vor Perth das weltweit einzige Naturreservat für Seekühe errichtet wurde - die liebevollsten Mütter der Meere, dass sich hinter Blooms in Richtung Darwin ein altes Asbestabbaugebiet befindet, das man tunlichst nicht besuchen sollte, dass das Fleisch von jungen Schlangen und Echsen schmeckt wie Huhn, und dass gar nicht so viele Menschen in Downunder an Schlangenbissen sterben wie wir denken. Dass Krokodile - aus dem Stand - 3 m aus dem Wasser schnellen können, dass Riesenmantas eine Flügelspannweite von bis zu 7 m bekommen und dass es den Himmel verdunkelt, wenn eine Gruppe von ihnen über die Taucher einschwebt, dass wir leider nach der "whale watching season" ankommen, aber die Wale kommen ja im nächsten Jahr wieder. Dass die Sanitäranlagen in den Naturreservaten auch "Natur" sind - nämlich Plumpsklos. Aber auch, dass man in Australien nicht verhungern muss - jeder darf angeln (außer im Süsswasser, da braucht man eine Genehmigung), Früchte wachsen in Mengen und was einem vor den Kochtopf springt das darf man auch verspeisen. Zum Glück habe ich schon als Kind von Opa gelernt wie man Fische fängt und ausnimmt, von Tante wie man Hühner köpft und küchenfertig macht, deshalb habe ich auch kein Problem damit, dass mein Essen Augen hat. Die Tradition der Aborigines, die auf ihren walkabouts fast rohes Kanguruhfleisch essen und das Blut der Tiere trinken, werden wir nicht übernehmen -
denke ich - (obwohl ich gerne Blutwurst esse).

Die Gebiete des Massentourismus wie z.B. Cairns sind nicht unsere Ziele, mit einer Ausnahme - das Great Barrier Reef - jeder Taucher MUSS dort einmal getaucht sein - natürlich auch Peter.

Schon jetzt haben wir festgelegt, dass jeder seinen Laptop und seinen Reiseführer im Handgepäck mitschleppen muss (bei mir sind das die 1228 Seiten - shit), damit wir während der 23 Flugstunden (schlafen wird eh schwierig) etwas Unterhaltung haben. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich noch nie einen deutschen Reiseführer verschlungen habe, obwohl ich seit 13 Jahren hier lebe und auch von meiner Heimat Österreich kenne ich nur wenige Ecken wirklich gut und habe mich nur für den Wiener Reiseführer ernsthaft interessiert. OK - über Italien, besonders die Toscana, weiß ich etwas mehr aber bei weitem nicht so viel wie über Australien.

Ich freue mich schon darauf, keinen Fernseher mehr zu haben, im Einklang mit der Natur schlafen zu gehen, mit einem letzten Blick auf den Sonnenuntergang hinter dem Ozean und geweckt zu werden von .... was auch immer. Ich freue mich darauf, nicht mehr -wider Willen- darüber informiert zu werden welcher Promi mit oder gegen wen, welche Botox Tussi sich wie viele Kilos Silikon hat einpflanzen lassen, ob Frau Manolos oder Jimmy Coos tragen muss oder Louboutin's (mit der roten Sohle)! Ob man im kommenden Frühling die Haarpracht kurz oder lang trägt und welcher Kaffee-, Nougat- oder Schokoton am angesagtesten ist.
Ich freue mich auf so viel Menschenleere und Einsamkeit dass, das Zusammentreffen mit anderen Reisenden an einer überfluteten Schotterpiste (wo man anhält wenn man die Strasse nicht kennt und nicht weiß wie tief das Wasserloch ist) ein Highlight ist und man an solchen Stellen Freundschaften schließt, wahre Freundschaften und man Hilfsbereitschaft erlebt und Zusammengehörigkeit.

Und jetzt fällt mir ein, dass wir noch so viel zu entrümpeln haben, tonnenweise Papier aus 13-jähriger Selbständigkeit. Das müssen wir verbrennen, können nicht die Uraltbuchhaltung in den Container kippen.
Aber was macht man mit dem aktuellen Papier? Jahresausgleich, Steuererklärung 2010 - is nicht mehr.
Keine Wochenenden mehr die ich mit dem Sortieren von Buchungsbelegen verbringen werde und dem ewigen Streit mit Peter weil wieder eine Tankrechnung fehlt, die - wahnsinnig wichtig - unsere Steuerlast um 1 Cent mindern könnte.
Jetzt rächt sich unsere frühere Unentschlossenheit - so Vieles ist im Keller gelandet, weil es doch noch zu schade war zum Wegwerfen - jetzt MUSS ES RAUS - aber erst wenn der Schnee weg ist - eine kleine Verschnaufpause ist uns noch gegönnt.

Siddhardta lese ich gerade, von Hermann Hesse, auf Empfehlung unseres Sohnes. Nach der Lektüre des Buches hat ER verstanden, WARUM er ein Reisender ist und auf der Suche nach seinem ICH. Ich möchte auch verstehen, warum ich nicht zur Ruhe kommen kann, warum ich mir und meinem Umfeld diesen Abschiedsschmerz zufügen muss, warum ich einfach nicht anders kann. Was ich hoffe, in der Ferne zu finden und trotzdem vielleicht nur in mir selbst zu finden ist.Werde ich ankommen oder eine ewig Reisende bleiben - eines Tages kenne ich diese Antwort hoffentlich.
Und wo Liebe ist, bleibt auch Liebe - wieviele Kilometer auch dazwischen liegen mögen.