Vorsicht mit den Träumen - sie könnten in Erfüllung gehen!



Buddha sagt: "Laufe nicht der Vergangenheit nach und verliere dich nicht in der Zukunft. Die Vergangenheit ist nicht mehr. Die Zukunft ist noch nicht gekommen. Das Leben ist hier und jetzt."







Sonntag, 31. Oktober 2010

First Visa-Run

Ein perfekter Monsun-Tag, ein unperfekter Reise-Tag. Vormittags um 10 betraten wir die Fähre. Der hypermoderne Lomprayah-Speed-Catamaran würde uns in eineinhalb Stunden nach Chumpon bringen.




Unsere Insel versank hinter grauem Regenschleier und was uns draußen im Golf von Thailand erwartete, nennen die Seebären und Taucher „rough sea“.

Sehr still saßen wir in diesem komfortablen Riesenboot, froren ein wenig, weil die Klimaanlage gegen die    27 Grad Außentemperatur ankämpfte und, aus unerfindlichem Grund, die Passagiere auf Kühlschrankniveau abkühlen wollte. Lasen in unseren Krimis und waren insgeheim froh und dankbar, dass Mama an die Tabletten gegen Seekrankheit gedacht hatte.


Auf die Minute pünktlich legten wir in Chumpon an, wo, aufgrund unserer Klebesticker, die Spreu vom Weizen geteilt wurde. Sprich, die Touristen auf Durchreise und die Visa-Runner. Wir drei und noch ein Deutscher, waren die einzigen, die den Mini-Bus bestiegen. Keiner sprach ein Wort, zwei Mal hielt der Bus in Chumpon und ließ zwei weitere Männer zusteigen. Niemand unterhielt sich. Hinter Chumpon, stoppte uns eine Straßensperre. Ein Visa-Run ist eine völlig legale Angelegenheit, in der Lichtgrauzone. Trotzdem war die Stimmung angespannt. Unser Fahrer gab eine kurze Erklärung ab, wir wurden weitergewunken. Dschungel links und rechts, vereinzelte Behausungen. Waren wir noch in Thailand oder war das vorhin eine Grenzsperre? Keine Ahnung. 3 Stunden dauerte die Fahrt, gute Straßen, der Busfahrer ein Hasardeur, ohne Rücksicht auf doppelte Sperrlinie, uneinsichtliche Kurven oder Kuppen, überholte er LKW’s und Kolonnen. Es gab keine Haltegriffe zum Festhalten, deshalb stieg ich völlig verkrampft und mit Muskelkater in Ranong aus.

„Andaman Club“ verkündete das pompöse Riesenschild, das Areal am Meer wirkte wie ein Luxus-Yachtclub nur ohne Yachten. Unser Fahrer winkte uns durch eine große Glastür, in einen riesigern Raum, einige Schalter, Personal in beeindruckenden Uniformen. (Ich erwähnte es bereits, der „Zauber der Montur“, viel Gold Epauletten, Rot und Schwarz ist der Thai Leidenschaft). Wir peilten den Immigration Desk an. Pässe vorzeigen, die bei der ersten Einreise erhaltenen Formularen, diesmal zur Ausreise, abstempeln lassen.

Wir suchten die Waschräume auf, standen unschlüssig herum, der Magen knurrte, 3 Uhr und kein Mittagessen, und nun? Madam, drängt mich ein Uniformierter und zeigte auf einen langen Pier – please go! Wohin, warum? Go, go … drängte er und David kapierte als Erster. Wir fahren jetzt mit dem Boot nach Myanmar (ehemals Burma). Ach ja, wir waren noch in Thailand, dort drinnen hing ja auch das Königspaar an der Wand. Ich fühlte mich benommen von der Fahrerei, mit hungrigem Magen, unterzuckert. Die kleine Menschgruppe hastete im Regen über den Pier, ein neues Schnellboot wartete, wieder mit Kühlschranktemperatur. Die Überfahrt dauerte keine 20 Minuten, wir setzten unseren Fuß auf burmesischen Boden. Eine kleine Insel mit einem Luxus-Resort wieder ein „Andaman Club“ wie auf der thailändischen Seite. Einreisestempel in den Pass und schon wurden wir wieder in einen Mini-Bus verfrachtet, den Berg hinaufgefahren und vor dem Luxus-Resort ausgeladen. 45 Minuten Zeit hatten wir, mit der Möglichkeit zum duty free shoppen, einen Casinobesuch oder einen Besuch des Restaurants. Wir hatten Hunger und Durst!



Irre tolles Hotel, riesig, luxuriös, bombastisch, Schiebefenster bis zum Boden, bequeme Lounge Sessel und einen Blick bis hinüber nach Thailand. Die Speisekarte auf burmesisch, nur 2 Worte für uns identifizierbar, Burger und Pizza, genau das bestellten wir und Cola und Orangensaft. Nach 35 Minuten Glockenläuten, ein Page in Uniform mit einer Tafel in der Hand, der Bus fährt in 10 Minuten. Wir hatten zwar unsere Getränke, aber kein Essen. Als wir aufstanden, kamen die Burger und die Pizza an, wurden in Styropor verpackt und wir gedachten, sie auf dem Schiff zu verspeisen.

Ein Bissen in den Burger und David würgte ihn wieder aus, verdorbenes Fleisch, meine Pizza ein Matschhaufen, Tiefkühlware halb aufgetaut und nicht ganz durch. Dafür hatte ich knappe 1000 Baht bezahlt, (25 EUR) dafür können wir auf Koh Tao im edelsten Steak-Restaurant, pro Person ein 300 g Filetsteaks mit Püree und Gemüse und einem Gin-Tonic genießen. Eine unglaubliche Frechheit, ich kochte vor Wut, dabei verging mir Gott sei Dank auch der Hunger.

Wieder legten wir in Ranong an, die gleiche Prozedur nochmals, nur diesmal mit Einreisevisum für weitere 2 Monate. Was für ein Kasperltheater dachte ich, erfunden, um diversen Stellen Geld zuzuschieben, der Andaman Club, der offensichtlich das meiste absahnt, hat das Visa-Run-Business nach Burma völlig in seiner Hand.

Die Bus-Rückfahrt nach Chumpon verlief wie die Herfahrt, nur dass es dunkel wurde und der Kamikaze Fahrer noch waghalsigere Manöver durchführte. Kein Ton war im Bus zu hören, vielleicht weil jeder für sich am beten war. Um 20:30 setzte er uns dennoch wohlbehalten am Suriwong Hotel ab. Dem Stundenhotel, das wir schon von unserer Ankunft in Thailand in guter Erinnerung hatten. Übernachtung für 3 zum Preis von 500 Baht, das sind 4,16 EUR pro Person. Da kann man nicht meckern. Großes Zimmer, Queensize Betten, sauberes Badezimmer. Aber jetzt mussten wir etwas zwischen die Zähne kriegen. Nahmen uns nicht wirklich Zeit zur Auswahl des Lokales, mein Cat Fish war spicy und so lala, die Männer hatten eine etwas bessere Wahl getroffen.

Vor dem Schlafengehen noch eine Malaria-Prophylaxe – Gin Tonic, 3 für jeden, zur Sicherheit und dann war ich bettreif. Die Männer noch nicht. Setzten mich ab, fragten vor der Türe nach einer Bar und landeten auch in einer solchen. Bar in Thailand bedeutet, bunte Lämpchen an Türe und Fenstern und professionelle Frauen drinnen. Wenn der Vater mit dem Sohne … eine sprach sogar einigermaßen Englisch, meine Männer erfuhren einiges über das Gewerbe in Thailand und kamen um drei zurück ins Hotel.

Nicht wirklich ausgeruht und frisch rief ich um 9 bei Lomprayah an, um den Pick-up-Service zu Suriwong zu bestellen. Dort wo wir abends die Malaria-Medizin eingenommen hatten, genehmigten wir uns ein anständiges Frühstück und traten bei strahlendem Sonnenschein die Rückfahrt an. Auf dem Pick-up lernten wir ein deutsches Paar kennen. Lars und Alex, die Arme war angeschlagen. Magen- und Darmkrämpfe seit sie von Bangkok abgereist waren und sah ziemlich blass aus um die Nase. Ich verteilte großmütig Perenterol (für den Verdauungstrakt) und die Pillen gegen Seekrankheit, weil ich dachte, alles zusammen muss nun wirklich nicht sein.



Wir hatten keine Lust mehr auf Kühlschrank und verzogen uns aufs Sonnendeck. Sonnig war es in der Tat und warm, aber bei Windstärke 5 und wieder heftigem Seegang. Wir klammerten uns an Sitzen und Geländern fest, konnten jedoch die angeboten Tüten dankend ablehnen. Im Passagierraum roch es anders. Die eine oder andere Tüte war wohl zu spät gereicht worden.

Zeit genug, um unseren neuen Bekannten unser Paradies-Inselchen schmackhaft zu machen, ich brachte sie in einem Silver Sands Resort Bungalow unter, organisierte noch einen Ingwer-Tee für Alex und morgen fängt Lars seinen Open Water Kurs an, Peter hat ihm Appetit darauf gemacht. Wenn Alex wieder ganz auf dem Damm ist und er nach 4 Tagen seinen Schein hat, werden sie einige Fun Dives gemeinsam unternehmen und unsere farbenprächtige Unterwasserwelt kennenlernen.

Schön, wieder zu Hause zu sein, war das sehr starke und glückliche Gefühl in meiner Brust, als ich meine beiden Gäste auf dem Pick-up zum Resort begleitete.

Der nächste Run startet am 20. Dezember in Richtung Laos. Zuerst mit der Fähre nach Chumpon, dann mit dem Bus nach Bangkok (Übernachtung am Airport) am nächsten Morgen von Bangkok mit dem Flieger nach Udon Thani und von dort mit dem Taxi über die Grenze nach Vientiane (Hauptstadt von Laos). Dann können wir uns gemütlich Zeit lassen, unser neues Visum beantragen, ein bisschen Land und Leute erleben, am riesigen Mekong Fluss sitzen, Weihnachten auf ganz andere Art und Weise erleben als bisher. Am 26. treten wir die Rückreise an, kommen am 27. an und dann wartet hoffentlich das big business auf uns. Viele Europäer, die sich über den Jahreswechsel wärmere Temperaturen gönnen wollen und ein paar nette Tauchgänge.

Ach ja, Sunisa, unsere Lieblings-Thai-Köchin, hat gestern Abend Peter und mich zu ihren Consultants ernannt. Plötzlich fragte sie uns um Rat, bezüglich Marketing und Planung und Kalkulation. Voller Eifer steckten wir noch um 23:00 die Köpfe zusammen und ich war heute Vormittag mit der Ausarbeitung ihrer Marketing Aktivitäten beschäftigt. Sie wird künftig auch 4-Gänge- Menüs anbieten (die müssen genau kalkuliert sein), als Thai-cooking-teacher soll ich sie vermarkten, Thai-Kochkurse bei ihr veranstalten, auf Englisch und Deutsch ihr Tun kommentieren. Zum Jahreswechsel ist in Thailand überall riesiges BBQ üblich, wir planen und kalkulieren gemeinsam, ich werde ihr wahrscheinlich bei den Vorbereitungen zur Hand gehen und mich vielleicht auch auf die Strasse stellen und grilled big prawns, porc, corn, jacket potatos, chicken and fish verkaufen – ich finds toll.

Und mit Tante Wu, im Tante-Emma-Laden hier oben in den hills, lerne ich Thai. Ein Buch habe ich in Chumpon gefunden – English-Thai. Doch Tante Wu muss mit mir Aussprache & Tonfall üben, denn das ist die ganz große Kunst an der Sache. Verschiedene Betonung, unterschiedliche Bedeutung. Statt unserer 26 Schriftzeichen, haben die Thai 70. Aber das mit der Schrift ist eine andere Sache, ich bin schon froh, wenn ich demnächst einmal ein paar Worte mehr sprechen und das eine oder andere Wort verstehen kann.



Nachtrag:
Es ist 17:30, das Telefon läutet, David meldet die Vorhersage eines Taifuns. Seine Tauchschule, Buddha View, liegt im Süden, in einer geschützten kleinen Bucht und während des Tages sind dort Dutzende Fischerboote und sogar große Frachter eingelaufen, suchen Schutz vor dem kommenden Unwetter. Na toll, danke für die Warnung, ohne Internet kriege ich hier oben am Berg ja nichts mit und ich habe den Tag zum konzentrierten Arbeiten genutzt. Saß seit 9:00 auf unserem neuen bamboo bed, den Laptop auf den Knien und habe Übersetzungen vom Montra Resort gemacht und das Marketing für Sunisa. Hoffentlich erreiche ich Peter noch telefonisch, dass er von einer Garküche etwas zum Essen mitbringt, der Kühlschrank ist leer und mein Magen auch.
Auch in unserer Bucht laufen mit dem auflandigen Wind, ein Schiff nach dem anderen ein – Kapitäne sind ja die ersten, die auf Unwetterberichte hören müssen. Peter ruft zurück, Garküchen machen alles dicht, alles wird verrammelt, es scheint ernst zu werden. Ich schließe zum ersten Mal unsere Fenster, weil mir sonst der Wind die Kerzen im Wohnraum auspustet und fange an zu schwitzen, die Terrasse räume ich noch rasch leer, ich möchte nicht, dass uns alles um die Ohren fliegt.
Taifun, was bedeutet das? Bald werden wir es wissen. Aber, tröste ich mich, wir liegen ja auf der „guten Seite“ der Insel – dem Festland zugewendet und haben den Golf von Thailand, im Rücken.

Neuer Morgen: Der Taifun hat sich wo auch immer ausgetobt, unsere Heimat, ihre Bewohner und die Schiffe blieben vor Schaden verschont. Danke Buddha :-)