Vorsicht mit den Träumen - sie könnten in Erfüllung gehen!



Buddha sagt: "Laufe nicht der Vergangenheit nach und verliere dich nicht in der Zukunft. Die Vergangenheit ist nicht mehr. Die Zukunft ist noch nicht gekommen. Das Leben ist hier und jetzt."







Samstag, 21. August 2010

August 16th – Port Augusta

Any Outback woman does everything, anywhere
(jede Outback Frau macht alles, überall)
Peter zögerte, Versprechen oder Warnung?, als die Lady an dieser Tankstelle in Kyancutta ihm mit diesen Worten den Zapfstutzen aus der Hand nahm und unser MoHo betankte.







Seit 7 Wochen sind wir nun on tour und unser Tacho sagt, dass wir runde 7000 km zurückgelegt haben. Das sind 1000 km pro Woche, ein angenehmer Schnitt und an der besagten Tankstelle in Kyancutta können wir uns überzeugen, dass es bis Perth noch 2142 km sind.


immer und immer wieder wölbt sich ein Regenbogen über unseren Weg


Nach 16 Tagen Wüste, sehen wir in Port Augusta für einen kurzen Augenblick wieder Meer. Das Südliche Polarmeer nämlich.



Die schmale Meerzunge die hoch bis Port Augusta (die am nördlichsten gelegene Hafenstadt der Südküste Australiens) reicht, wird vielleicht wärmer, aber in Albany, unten an der Südküste, erreicht das Wasser im schönsten Sommer nicht mehr als 14 Grad. Nix für Mama!

Aber das wäre was für Mama  :-)


Hinter Broken Hill überquerten wir die Landesgrenze von Queensland to South Australia und auf der Hälfte unserer Nullabor Strecke werden wir nach West Australia einreisen.
Somit haben wir dann schon NSW (New South Wales),
QLD (Queensland),
SA (South Australia) und
WA (West Australia) bereist - (zumindest kleine Teile davon)
Fehlen nur noch das NT ()Northern Territory,
VIC (Victoria) und
TAS (Tasmanien).


Die 250 km von Peterborough bis Port Augusta waren wie eine Reise
durch eine andere Welt.


 schottische mit Flechten bewachsene Felsen

Hügel um Florenz?

Toscanischer Landsitz?

    Strasse nach Kössen?

Bayerisches Voralpenland?

Wir überqueren den Harrocks Pass, dessen Spitzen sich in Nebel hüllen –
das sieht für uns definitiv nicht nach Australien aus

Kein Wunder, dass die ersten Europäer, als sie ihren Fuß auf dieses grüne Land setzten, meinten in der Heimat zu sein. Wir sind uns einig, unser Australien ist das nicht!


Weizenfelder so weit das Auge reicht und noch weiter

Die Weizenkammer of South Australia – ein perfekt landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Aber …. es sind keine Tiere mehr zu sehen, außer Nutzvieh. Beiderseits des Highways Zäune und kaum ein wildes Plätzchen für ein Päuschen. Die Natur wirkt so, so zivilisiert, domestiziert, unterjocht.


Minnipa - Weizensilo

Als das riesige Gebilde am Ende der Strasse auftaucht, halten wir es erst für eine Burg, in Wirklichkeit handelt es sich um Weizenspeicher, die uns auf der Halbinsel Eyre Peninsula in all den kleinen Orten immer als erste begrüßen. Praktisch gelegen zwischen Highway und Eisenbahn.Es ist leicht zu verstehen, was bzw. wer die Einwohner hier ernährt. Nach einigem Suchen finden wir in Minnipa auch noch einen „wilden Campingplatz“. Heute stehen gebratenes Beef mit Kürbispüree und Blumenkohl auf der Speisekarte.


Nachdem wir uns am Morgen den Schlaf aus den Augen gerieben hatten, schüttelten uns Lachkrämpfe – über den australischen Humor.


Die Übersichtskarte von Minnipa zeigt, dass der Ort so klein ist, dass man ihn mit der Lupe suchen muss – die Werbeagentur, vielleicht in Port Augusta, ließ eventuell autobiographisches einfließen.

Wir stellen uns das so vor, eine Advertising Agentur bekommt den Auftrag für diese Tafel und fragt erst einmal, wie heißt der Ort? und wo ist er? Dann gehen sie mit der Lupe auf der Landkarte auf die Suche und …. die Werbekampagne ist geboren.


Als wir uns umdrehen – schütteln wir uns noch einmal vor Lachen, denn was viele andere Nationen vielleicht dezent verstecken würden, nicht die Aussies




in großen bunten Lettern steht hier
„Betoniertes Scheißhaus“
ohne Witz – wörtlich übersetzt

August 18th - Fowlers Bay - Fishermen

Dem Tipp der netten Lady folgend machen wir uns auf die Socken – wollen Walmütter und Kälber aus der Nähe sehen – Fowlers Bay – ist unsere erste Anlaufstelle.


75 km hinter Ceduna im Mini-Örtchen Penang stoppt uns das Schild
last shop for 1000 km




Im General Store gibt’s nichts was wir nicht schon hätten, die Laundry nutzen wir auch nicht.
Dafür aber treffen wir Outback-Biker, wie gemacht für den nächsten Mad Max Film.


Mir fällt das Bike vor dem Store in die Augen (in AUD fährt kaum jemand Fahrrad) und sein Besitzer, der mit einer Tüte den Laden verlässt. Er wirkt so gesund und munter, mit blitzenden Augen, schwarzen Locken und breitem Grinsen fragt er „how are you doing?“ und schon sind wir mitten in einer sprühenden Unterhaltung. Seine Eltern sind Farmer, seine Vorfahren Schotten bzw. Iren, aber er kann mit der irischen Seite nichts anfangen, die sind ihm zu primitiv. Außerdem kann die Farm ihn nicht halten, er muss sich den Wind um die Nase wehen lassen.



Löcher hat er in den Klamotten, aber das stört hier keinen, ihn nicht und mich auch nicht mehr. Ich bin sehr viel toleranter geworden in den letzten Wochen. Die Welt funktioniert ganz anders, als man mir das in Europa beigebracht hatte. Die Menschen haben so viel mehr Farben und Facetten und die Natur ist nicht begradigt, beleuchtet und aufgeräumt.







Bei diesem Anblick, ich gestehe es, dachte ich allerdings weniger an Natur, als an eine verpfuschte 
Schönheitsoperation  




Fowlers Bay mit 14 Bewohnern ist ein idyllisches Plätzchen, es kommt unserer Lebensvorstellung schon ganz nahe, aber hier ist es definitiv zu kalt. Der Wind pfeift mit Windstärke 5, trotzdem will David die Angel auswerfen und sein Glück versuchen.


messen ist Pflicht und wenn wir die Burschen richtig identifiziert haben, sollten sie mindestens
75 cm lang sein - also dürfen sie wieder zurück ins nasse Element und ihren Schock vergessen



keine Angst, Haken wurden sorgfältig und vorsichtig entfern und die Jungs sind Sekunden später fröhlich, aber schnell, abgehauen


Die weiße Düne mit 300 m Länge ist einzigartig in dieser Landschaft

Wale haben wir hier keine gesehen, dafür 2 nette Typen aus Melbourne kennengelernt, unsere Reiseerfahrungen mit ihnen ausgetauscht und ein Loblied? auf Broome (hoch im Norden) gehört. Im Winter total überlaufen mit Camper-Touristen die der Kälte im Süden entfliehen. Im Sommer gibt es alles, was man gar nicht treffen will, Crocs, Sea Snakes und Box Jellyfish, Sandflies und Moskitos im Überfluss, das alles bei 48 Grad und 100 Prozent Luftfeuchtigkeit.


Wir wollen weiter, in Richtung Head of Bight, dort soll es garantiert Wale geben und wir werden sie finden. Falls uns die Trucker überleben lassen, denen wir oft genug ausweichen müssen, weil sie auch über die unsealed roads mit 70 Sachen brettern und ihre Ladung oft breiter ist als ihre Fahrbahn.




Der Dog Fence (Hundezaun) ist eine Einzigartigkeit, die sich die Australischen Schafzüchter einfallen ließen. 5.600 km ist er lang und umschließt die Schaffarmen, um die Herden vor den Dingos (wilde Hunde) zu beschützen. Es gibt sogar einen eigenen Job – fence guards – die ständig auf Tour sind, um im Zaun Beschädigungen zu reparieren.




Als der Regen sich wieder verzieht, beschert er uns das Glück eines doppelten Regenbogens. Ihr wisst ja, dort wo er die Erde berührt, soll der Topf mit dem Gold zu finden sein. Und wir können heute doch noch Lagerfeuerromantik mitten in der Natur genießen. Ich backe meine ersten Jonny Cakes (Buschbrot aus Mehl mit Wasser - aber in meiner Interpretation mit gebratenen Speckwürfeln und braunem Zwiebel) und dazu ein Stück Meat für die Fleischfresser.

Kaum sind wir fertig, kommt der Regen zurück und ich verkrieche mich mit heißer Schokolade unter die Bettdecke, so kann ich gemütlich die heutigen Fotos bearbeiten und meinen aktuellen Post verfassen. Dass ich es jetzt so gemütlich warm habe, verdanke ich meinem Sohn. Vor einigen Tagen, als ich zitternd das Gefühl hatte, meine Beine würden abfrieren, hatte er die rettende Idee. Füllte eine unserer leeren Saft-Plastikflaschen mit heißem Wasser und schenkte mir seine improvisierte Busch-Wärmeflasche. Nun kann ich die wilde Natur bei jedem Wetter genießen. Peter und David sind nicht solche Weicheier und spielen Fußball auf der Playstation bei eiskaltem Bier. Wir konnten kürzlich nämlich ein Ladegerät erstehen, mit dem wir unsere Laptops während der Fahrt über die Autobatterie aufladen. Gott sei Dank. Das tun wir den ganzen Tag über und am Abend kann jeder seiner Abendunterhaltung frönen.

August 19th - Whale watching

Thank you, dear Lady from the laundry – danke für den Tipp – du hast uns heute einen unvergleichlich beeindruckenden Tag geschenkt.


Head of Bight heißt die „Whale watching station“ und ratet mal was wir sahen?

Whale watching station Head of Bight

Wale – Mamas und Kinder, die diese geschützte Bucht als Planschbecken nutzen. Der „Southern Right Whale“ hat seinen Lebensraum im Südlichen Polarmeer, doch zum kalben kommen sie jedes Jahr in diese Bucht, weil sie das Plankton, das bei dieser Wassertemperatur (12 Grad!) gedeiht, für die Aufzucht der Babys brauchen.


Blick nach rechts to Bunda Cliffs


Blick nach links zu den Wanderdünen. Der auflandige Wind treibt sie jährlich 11 m weiter ins Landesinnere. Kein schlechter Schnitt für eine Düne oder?

Dann entdecken wir sie – Whale Mams and Kids  beim übermütigen Tollen in ihrem überdimensionalen Planschbecken.



Die Flosse klatscht mit einem gewaltigen Schlag aufs Wasser, immer wieder und ich meine den Kleinen zu hören wie er kräht „schau Mama, was ich kann“. Und Mama, zufrieden, dass es ihrem Sprößling so gut geht, legt sich auf die Seite und lässt sich von den Wellen wiegen. Welch herrlich, beschauliches Bild voller Zufriedenheit und Geborgenheit.

Gott sei Dank, dass es Plätze wie diesen gibt, der den gejagten und fast ausgerotteten Riesen der Meere, Schutz vor der Profitgier der Menschen bietet.


Wir sind so fasziniert, dass wir die Regenwand erst im letzten Augenblick entdecken und uns raschest von diesem faszinierenden Spiel an der Küste verabschieden.



Wie groß mögen diese Kolosse gewesen sein? Ist unsere dringlichste Frage. Und sie wird beantwortet, durch die Skelettknochen eines Kopfes! – ja, das ist NUR DER KOPF!


16 m misst ein ausgewachsenes Exemplar – so viel wie ein schönes Segelschiff und die Babys, die wir noch vor einigen Minuten mit Mama tollen sahen, sind schon doppelt so groß wie ein Kleinwagen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Nullabor Hotel lesen wir kurz darauf am Highway und lernen das (für uns bisher) teuerste Roadhouse Australiens kennen. Warum der Sprit hier 30 – 40 Cent teurer ist als anderswo? Und der 10 Liter Kanister Trinkwasser $ 12,-- kostet, der in jedem Supermarkt für nicht mehr als 5,50 zu erstehen ist? Keine Ahnung, wir jedenfalls verzichten und setzen unseren Weg fort.
 
 
 
 
Nullabor Hotel in der Nullabor  - wir sind jetzt im Dingo Land
 
 
 
 
die Wale als magnetische Werbeträger
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Der Hotelbesitzer (oder Manager) scheint ein interessantes Hobby zu haben und stellt es ausgerechnet im Fenster seines Tank-Shops zur Schau – Aussie
 
 
 
 
 
 
Hinter der Raststätte ein deutlicher Hinweis auf unsere künftige Wegbegleitung
 
Kamel, Wombat, Känguru

Wir fahren und fahren und da ist nichts, links nichts und rechts nichts,
außer Landschaft – großartige, und immer wieder wechselnde Landschaft



Plötzlich ein Schild, das wir im Augenblick nicht wirklich verstehen

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ein paar Meter weiter etwas Ähnliches wie ein Zebrastreifen – wie kommt der denn hierher?
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die Strasse verbreitert sich …… und jetzt begreifen wir, wir befinden uns auf der Flugzeuglandebahn der RFDS (Royal Flying Doctor Service)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ein paar Minuten brauchen wir schon, um das zu verdauen.
Welch ein Gag, wenn gerade einer landen würde …… wo gibt’s denn das noch, außer in Oz?
 

Die Küstenlinie ist atemberaubend und zwingt zu immer neuen Stopps.

Dann, mitten im Nowhere – the border to Western Australia.



Erst kommt der Quarantine Check Point, wo wir an einen sehr netten und freundlich erklärenden Zöllner, alle mitgeführten Früchte und Gemüse abgeben müssen, weil deren Einfuhr nach WA verboten ist. Traurig blicken wir unseren 6 fast reifen Avocados, dem Suppengemüse, Kürbis, Paprika hinterher, auch den Bio-Honig von den Hippies in Bangalow müssen wir abgeben. Es könnten Sporen, Bakterien, Pollen oder sonst etwas daran haften, dass sie in WA nicht haben wollen.

Dann kommt Eucla, die Telegrafenstation, welche 1877 erstmals die Verbindung zwischen WA und dem restlichen Land herstellte. Mit dem Satz „Eucla line opened, hurrah.“



Das nennt sich Pass und ist eine wirklich würdige Einfahrt in den Westen.


Wasser ist kostbar und teuer in der Wüste, deshalb wundert es uns, als wir wenige Kilometer später ein Schild sehen, dass uns kostenloses Wasser anbietet.
Natürlich nehmen wir dieses Angebot an, denn die 100 Liter im Frischwassertank sind schon wieder fast alle.


So sehen Geschenke in Western Australia aus – praktische Geschenke - wir freuen uns sehr und werden die nächste Rest Area ansteuern, denn mit vollem Wassertank sind wir unabhängig und können wieder in der Wildnis nächtigen.


Schlafen werden wir sicher gut und träumen von den liebevollen Riesen der Meere.