Vorsicht mit den Träumen - sie könnten in Erfüllung gehen!



Buddha sagt: "Laufe nicht der Vergangenheit nach und verliere dich nicht in der Zukunft. Die Vergangenheit ist nicht mehr. Die Zukunft ist noch nicht gekommen. Das Leben ist hier und jetzt."







Samstag, 16. Oktober 2010

What a wonderful day

Yesterday was a wonderful day
the day before also
and tomorrow will be a wonderful day ….


Ich ertappe mich immer öfter bei diesen Gedanken – schrecklich “undeutsch” schießt mir dann durch den Kopf. Nicht jammern? Nein, warum auch? Es ist Monsunzeit, es regnet öfter, die Sonne blinzelt nur manchmal durch die Wolkendecke, aber es ist warm und wenn mich ein Regenschauer erwischt, fühlen sich die Klamotten nicht kalt an, wenn ich trockne, dampfe ich (wie die Natur um mich herum) aber das ist keinesfalls unangenehm.

Also, ich sitze gestern Vormittag an meinem „Bürotisch im Corner Cafe“ (free WIFI und eine Steckdose), der Tisch wird bereits immer für mich freigehalten :-) und ist strategisch gesehen die perfekte Platzwahl. Ich habe Silver Sands Resort im Blick, DJL Dive Base, die beiden, sich am Corner Cafe treffenden Straßen. Beobachte, was sich bei Big Blue tut und wundere mich, dass sie auch in der low season so viele Tauchschüler auf ihre Pickups verladen können. Identifiziere die Neuankömmlinge, 1. an ihrer bleichen Hautfarbe, 2. den verwirrten, planlosen Blicken, desorientiert, gelandet in einer ganz fremden asiatischen Welt, überwältigt von unzähligen fremden Düften und Tönen, auf unserem Eiland ohne Straßennahmen oder Hausnummern – wie finde ich irgendwohin? steht in ihren ratlosen Gesichtern geschrieben. Wenn sie mir sympathisch erscheinen, quatsche ich sie an, biete meine Hilfe an.

Hier sitze ich also, als Jörg vorbeischaut, in einer kleinen Lernpause. Ein weißhaariger Mann knattert auf einem Scooter vorbei und Jörg springt auf, komme gleich wieder, ruft er und rennt dem Scooter hinterher. Wenige Minuten später trabt er grinsend wieder an und stellt mir René vor (französisch ausgesprochen), René ist Weltumsegler erklärt er noch, bevor er zurück eilt zum Unterricht. (Peter besteht auf pünktlichem Erscheinen).

Wir unterhalten uns und ich klebe förmlich an René’s Lippen so spannend ist seine Geschichte.

Schweizer, der immer nur eins im Kopf hatte, Musik. Seine Eltern waren der Ansicht, der Bub müsse etwas „anständiges“ lernen und schickten ihn in die Lehre zu einem Offsetdrucker. Nach Lehrabschluss gab es für ihn nur eines, weg, raus und die Welt anschauen. Nach Indien, damals das Traumziel für junge Hippies. Nach einem Jahr kehrte zurück in die Heimat, fand Arbeit, und verlor eine Arbeitsstelle nach der anderen, weil er irgendwie nicht hinein passte, sich nicht unterordnen konnte, immer anders dachte als die anderen. Er eröffnete eine eigene kleine Offsetdruckerei und arbeitete „selbst und ständig“, Tag und Nacht, der Laden lief nicht schlecht, er konnte sich sogar eine Eigentumswohnung kaufen. Mit 29 (er war schon mit seiner 1. Frau zusammen) trafen die beiden eine weitreichende Entscheidung, so wollen wir nicht leben bis ans Ende unserer Tage. Sie verkauften die Druckerei, kauften einen  hochseetüchtigen 2-Master aus Stahl und stachen in Holland in See.

Dreieinhalb Jahre trieben sie sich in europäischen Gewässern herum, René lernte die nötigen Reparaturen am Schiff selbst durchzuführen (um Geld zu sparen), sie transportierten Touristen, ließen sich samt Boot chartern. Alles hält an Bord, sagen die Segler, nur die Ehe nicht. Seiner Frau wurde die ständige Nähe zu viel. Es folgte eine Zeit der „wechselnden Crews“ :-) wie René es bezeichnet und er wagte den Sprung über den Atlantik – die Karibik war sein Ziel. Geld verdiente er durch Charterfahrten und lebte von den Mieteinnahmen seiner Eigentumswohnung.

Mit Mitte Vierzig, vor 26 Jahren, regte sich der leise Wunsch nach Beständigkeit, er wurde in New Zealand sesshaft, gründete eine Musikagentur, arbeitete mit vielen Künstlern zusammen und produzierte deren CD’s, eine Holländerin wurde seine 3. Frau und er zog 2 Kinder groß. Sein Land ist riesig (nach europäischen Maßstäben) dort züchtet er eine Rinderherde. Als überzeugter „Fleischfresser“ ist er auf diese Weise überzeugt davon, dass nur das qualitativ hervorragendste Fleisch auf seinem Teller landet. Wenn der „kleine Hunger kommt“, ruft er den home butcher (reisender Metzger), der besucht ihn auf der Ranch, hat auf seinem LKW das komplette nötige Equipment, schießt das Rind auf der Weide
(makaber – denn René wählt das Rind aus das er möchte, zeigt darauf und sagt „Heidi“ ist an der Reihe),
der butcher zerteilt es in 2 Hälften, die Decke (das Felle) gehört dem Metzger, Hufe, Kopf und Gedärme vergräbt René an Ort und Stelle. Das Rind darf im klimatisierten Kühlraum des Metzgers abhängen, René
gibt seine Portionierungswünsche bekannt und bekommt das Tier stückweise, vakuumverpackt und fertig für die Kühltruhe, zurück.

Jetzt sind die Kinder groß, auch diese Ehe war nicht für ewig, und so travelt der Pensionist René wieder, verbringt den kalten neuseeländischen Winter in wärmeren Gefilden, besucht alte Freunde in Europa um festzustellen, dass man sich gar nichts mehr zu sagen hat. Zu weit hat man sich voneinander entfernt, zu unterschiedlich sind die Lebensanschauungen und –umstände. Er kann nicht begreifen, warum „neues Haus, neues Auto, neuer Fernseher, neue Stereoanlage, neue Mode …. alles immer wieder neu, für die Europäer so wichtig sind, dass sie sich dafür im Hamsterrad drehen lassen und umgekehrt können seine Freunde nicht nachvollziehen, wieso es bei ihm so anders ging und geht. Wie er es ohne Stress und Druck schaffte zu leben, manchmal auch nur zu überleben, weil er einfach die Dinge nahm wie sie kamen und lediglich versuchte, das Beste daraus zu machen.

Oh mein Gott, wie bekannt uns das alles vorkommt. Ich könnte ihm stundenlang zuhören, aber um 5 ruft mich Nin, mein in Auftrag gegebener Tisch ist fertig und mein Lieferant will ihn zustellen.

Ach, das habe ich noch gar nicht erzählt oder? Bei meinen Streifzügen entdeckte ich einen Thai, auf dem Boden sitzend schraubte er Hölzer zu einem Rahmen zusammen, Querlatten darüber und fertig war die Bank. Perfekt für unsere Terrasse, schoss mir durch den Kopf während meine Lippen bereits die Frage stellten „do you sell that? I’ll need 2!“ Er strahlte mich an, „no English, ok“.
Ich zeige auf die Bank und mit den Fingern die Zahl 2, „how many Baht?“ Baht …. das versteht jeder Thai :-). Er deutet mir zu warten und rennt los. Ein Scooter rattert heran und die Frau darauf erkenne ich. Ich sehe sie jeden Tag in Tim`s Resort, sie kontrolliert alles, die burmesischen Handwerker auf der Baustelle, die Frauen die die Wasserbassins mit den Seerosen säubern, in Gedanken bezeichne ich sie immer als „Oberaufseherin“.
Wir grüßen uns, sawadee kaa (mit gefalteten Händen und kleiner Verbeugung), und sie nimmt Platz auf ihrem Bambus-Podest. Der Tischler ist auch schon wieder zurück, in Begleitung einer sehr hübschen jungen Frau, „what do you want?“ fragt sie mich. You speek English, ich bin happy. I want to buy 2 benches, erkläre ich, do you know the price? Sie dreht sich um und überschüttet die alte Dame mit einem Wortschwall, aus dem ich „Mamaaa“ herausfiltere, ich kann mir das Grinsen nicht verkneifen, schon wieder SO eine Mamaaa. Thailand würde nicht funktionieren ohne seine starken Frauen, Clan Führerinnen, denn obwohl bis in die Siebzigerjahre die Frau offiziell keine Rechte hatte, sind die Frauen die Bosse im Haus. Sie kaufen ein und verwalten das Geld, Mann und Kinder (auch die erwachsenen) machen nichts ohne ihr OK.

Gut, wir werden handelseinig, 32 EUR für die Bänke finde ich akzeptabel und bestelle gleich noch einen Tisch dazu. Nin dolmetscht und ich erfahre, dass sie bei Tim an der Rezeption arbeitet. Ich muss Rede und Antwort stehen, denn Mamaaa will alles genau wissen. Wo wir wohnen, wie lange schon und wie lange noch. Ich beschreibe unseren Standort, denn Postadressen gibt es nicht, auch keine Straßennamen oder Hausnummern. Aber ich erwähne Da Lung und Mamaaa on the hills und ich registriere respektvolles Erkennen.

Per Pickup werden meine beiden Bänke wenig später angeliefert, hochgetragen und aufgestellt. 100 Baht Trinkgeld (2,50) bescheren mir tiefe Verbeugungen und breites Grinsen.

Fortsetzung:

Heute wurde bereits der Tisch geliefert. Soooo glücklich war ich lange nicht, wir können jetzt essen und trinken und am Computer arbeiten. Es sieht nämlich nicht wirklich sexy aus, wenn Peter und ich uns aus dem Schneidersitz hochrappeln, abgesehen davon, dass wir dann einige Minuten brauchen, bis wir wieder ein Gelenk bewegen können. Erinnert mich ein bisschen an den Nashornkäfer, der auf den Rücken gefallen war :-)





Und was mache ich? Nest dekorieren - Orchideen aus dem Dschungel in Kokosnussschalen pflanzen und an die Säule hängen, den Tisch dekorieren, Kerzen aufstellen, unterm Tisch die Spirale anzünden, die die Moskitos fernhalten soll, und dann Peter anrufen und ihn bitten, Gäste mitzubringen und kaltes Bier, denn ich will die neuen Möbel einweihen und Tante Wu’s Laden ist wieder einmal geschlossen.



Jörg, Franzi und René geben uns die Ehre – der Abend ist kurzweilig, von 7 bis 10, dann ist Bettruhe für die Taucher angesagt, denn morgen ist Abfahrt um 7 und Taucher müssen fit sein. Franzi und Jörg sind die perfekten Schüler, es scheint als wären sie mit Maske, Flossen und Regulator im Mund geboren. Tarieren, Maske ausblasen, Druckausgleich ….. einmal vorgeführt, schon haben sie es drauf, Franzi vergisst ihre Angst vor Haien, Peter ist begeistert (er ist ein wahnsinnig guter Lehrer) und René gibt weitere Einblicke in sein Abenteurerleben. Jörg plant seinen Ausstieg aus Germany auch schon, jetzt ist er 36. Bis 42 noch, rechnet er uns seine Planung vor, dann ist alles so weit und … bye, bye…..

Zwischendurch steht plötzlich ein fremder Mann auf unserer Terrasse. Peter quatscht ewig mit ihm und erzählt mir später. Australischer Dive Instructor, hatte eine Einladung zu einem Kollegen (hier auf unserem Hügel wohnen ja viele Tauchlehrer) doch mangels Adresse und schlechter Wegbeschreibung fand er den richtigen Weg nicht, hörte den Lärm bei uns und verwechselte uns. Peter konnte ihm zwar in Bezug auf die Party nicht weiterhelfen, doch sie tauschten Telefonnummern aus – ein neuer Kontakt ward geboren.

Franzi drückt mich zum Abschied und versichert, wir wären das Beste was ihnen hier auf der Insel begegnen konnte. Dank meiner Vermittlung tauchen sie zu günstigen Konditionen, wohnen während ihrer beiden Tauchkurse (OWD und AOWD) kostenlos im Strand-Bungalow und dank Peter’s einfühlsamer Schulung hat sie ihre Angst vor tiefem Wasser und seinen Bewohnern verloren. Ihre Eltern will sie uns als Urlaubsgäste schicken, wir sind schon dabei, das passende Resort auszuwählen.



Und … seit gestern ist René Nachbar der beiden, ich konnte ihm den nächstgelegenen Bungalow vermitteln. Er weiß noch nicht wie lange er bleiben wird. Wir hoffen sehr lange, denn es ist wunderbar, Menschen wie ihn kennenzulernen. Vielleicht kann er ja eine hübsche Thai-Frau für sich erwärmen, ich glaube er wäre nicht abgeneigt und 65 ist schließlich kein Alter, oder?


PS: Diese Zeilen tippe ich in völlig entspannter Haltung, an meinem neuen Tisch auf der Terrasse – das ist Luxus – und, dass ich heute meine Bürostunden ausfallen lasse. Ich gehe erst am Nachmittag hinunter nach Sairee, mache bei Art (der kleinen Thai-Agentur) unseren Weihnachts-Visa-Run klar (es geht nach Laos – mehr darüber später) und treffe dann die Truppe zum Abendessen bei Mamaaa um die beiden frischgebackenen „Open Water Diver“ zu feiern. Jetzt will ich noch herausfinden, ob David auch kommen kann, denn alle wollen ihn kennenlernen.

What a wonderful day :-)

3 Kommentare:

  1. Oh so wonderfull - welch schöner Samstagmorgen
    den fantastischen Bericht zu lesen!!! "Wenn ich ein Vöglein wär"--- Leider kann ich nur von Euch träumen. Danke, danke, danke für die tollen Bilder! Auch ist die Terasse nun ein echter Traum, oh man, was seid Ihr tüchtig!!!

    Herzlichst
    Eure mamanori
    (die vor Freude über Euch vor sich hin singt)

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  2. Sieht ja wirklich toll aus deine Terrasse, mit Tisch und Sessel und deine Deko, schön ist das.
    Bussi Elisabeth

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  3. Hallo ...super wie Du immer wieder eine schöne Atmosphäre zauberst und die tollsten Leute kennnen lernst ...
    ich freue mich mit euch .....
    also auf bald Monika

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