Peter geht zu seinen OWD Students und ich mache mich fertig für eine Dschungelwanderung. Statt Flip-Flops ziehe ich meine Neopren-Tauchschuhe an, knöchelhoch mit gutem Sitz und dicker Gummisole, sollen sie mir Halt geben und vor Stacheln oder was immer schützen. Fischerhose und Trägertop, Sonnenbrille, Umhänge Beutel mit einer Wasserflasche und meinem halbgelesenen Krimi, mit Kokosnussöl einsprühen und mit Moskitospray und los geht’s.
Sea View from hills |
Hinter unserem Haus krabble ich in der Mure hoch, die die Regenfälle hinterlassen haben. Mann ….. das Haus ober/hinter uns ….. hat einen Blick ….. ich weiß noch, es wurde einen Tag vor unserer Ankunft longterm vermietet. Darunter lugen mehrere Hausdächer aus den dichten Baumkronen und weiter unten glitzert das herrlich blaue Meer. Fischer und Taucherboote ziehen weiße Schaumkronen hinter sich her, ich will ans Wasser.
der Weg |
Da ich keine Wege sehe, mache ich mich querfeldein an den Abstieg. Hüfthohes Gras, Ranken und Dornen, riesige Felsformationen zwingen mich aber zum Zickzackkurs. Ein Trampelpfad führt zwischen zwei Felsen durch, dahinter ist das Gras gemäht, Bungalows auf Stelzen blicken hinaus auf die See. Ich weiß wo ich bin, Silver Cliffs heißt das Resort, die Zufahrt ist unter unserem Haus. Wie ausgestorben wirkt die Anlage. Kein Mensch ist zu sehen. Stellenweise entdecke ich überwucherte und verfallene Treppenabschnitte. Zwischen den Bäumen der Ausblick auf eine türkisfarbene Lagune, sie zieht mich magisch an. Irgendwann ist Schluss mit klettern. Hier komme ich nicht mehr weiter. In weiter Ferne sehe ich die Riesenfelsen und einen Steg – das ist mein Ziel.
das Ziel |
Also wieder bergauf und dann links halten, es muss doch einen Weg dort hinunter geben. Wieder kämpfe ich mich durch dichtes Gebüsch, Bäume mit herrlichen bunten Blüten, umschwirrt von handtellergroßen Schmetterlingen, Bienen und kleinen Vögeln. Ob es hier auch Schlangen gibt, geht mir kurz durch den Kopf? Und wo sind die Skorpione und Spinnen? (Kürzlich durfte mein Held eine Spinne, groß wie mein Handteller, aus unserem Schlafzimmer entfernen). Ach was, die Thais gehen barfuß durch die Botanik und überleben auch, die meisten jedenfalls und von den anderen hört man nichts. Auch wieder Stelzenhäuser, dazwischen ein abgemähter Hang und dann entdecke ich einen Weg.
Traumhaus |
Hier war ich mit Peter schon einmal, ein paar Tage nach unserer Ankunft, damals war mir das Gelände zu steil und schwierig und wir kehrten wieder um. Inzwischen bin ich so fit, dass ich mir darüber gar keine Gedanken mehr mache. Der Weg verengt sich zum schmalen Steg und endet offenbar an einem Haus, dahinter glitzert es blau. Vor dem Haus zwei Riesenfelsen, ich muss mich bücken um durchzugehen. Links ist eine gemauerte Terrasse mit Sea View ……!!! Hinter dem Fenster bewegt sich jemand, ich klopfe und ein junger Mann öffnet die Türe. Ich entschuldige mich für die Störung, stelle mich vor und frage ob ich Fotos machen darf. So erfahre ich, dass das Haus einem Box-Trainer gehört, der gerade in England weilt, sein Freund hier auch Dive Instructor ist, das Haus im do-ist-your-self-Verfahren gebaut wurde. Es fügt sich 3-stöckig in die Felsformationen ein. Das Wohnzimmer ist um einen Felsen herum gebaut, durch eine Falltüre erreicht man den Box-Trainingsraum und über eine Leiter klettert man hoch zu den Schlafräumen. Riesige Schiebetüren geben den Blick frei auf 180 Grad Sea View. Rechts liegen die beiden Inselchen Nang Yuan mit dem Tauchgebiet Japanise Garden und links Sairee Beach. Ich bin sprachlos und begeistert. Ich möchte wissen, was so etwas kostet, der Freund weiß auch nur, dass sich in den letzen Jahren die Grundstückspreise auf Koh Tao verdreifacht haben.
Nach unserem kleinen Smalltalk folge ich einer Treppe zu winzigen kleinen Holzhütten auf Stelzen, die wohl zum nebenanliegenden Resort gehören und noch ein paar Schritte weiter führt der Steg, den ich von weit oben entdeckt hatte, über die Felsen hinunter ans Meer. Die Holzhütte wirkt unbewohnt, das Vorhängeschloss ist von Rost und Salz zerfressen, der Schlüssel steckt! Ich werfe einen Blick hinein, Doppelbett mit Bettwäsche (ich staune), Moskitonetz, mehr gibt es nicht. Kein Wasser, keinen Ventilator, nur die Holzterrasse mit Hängematte.
Vogelnest |
Zuerst folge ich dem Steg, das Wasser ist so klar, dass ich sogar „Unterwasserfotos“ machen kann. Zum Schwimmen bin ich nicht ausgerüstet, also geht ich zurück und werde zur „Hausbesetzerin“, schaukle in der Hängematte, beobachte die Taxi-Boote, lese in meinem Krimi und zähle Schäfchenwölkchen. Zwischen den Bodenbrettern glitzert in der Tiefe die leichte Brandung. Es bleibt mir immer unklar, wie die Krabben es schaffen, nicht von den Felsen geschwemmt zu werden. Eine dicke Wolke zieht auf, ich stelle mich auf einen Regenschauer ein, stört mich jedoch nicht, meine Hängematte ist überdacht.
Nach diesem Abenteuer Urlaub rapple ich mich hoch und mache mich auf den Heimweg. Florale Schätze sammle ich noch ein, für meinen kleinen Garten, eine Aloe Vera, einen Ableger Oleander, Papageienblume und Hibiskus. Und ganz zum Schluss eine ganze Bananenstaude, die ich am Fenstergitter zum Reifen aufhänge.
Bananenblüte (links) und -staude |
Meinem Mann berichte ich strahlend von meinem neuen Lieblingsplätzchen und dass ich mich erkundigen will, wem das Resort gehört und was die für Preise haben, denn es gibt auch gemauerte Bungalows, doch der Sea View ist überall einzigartig.
Ich werde mein Vogelnest über den Felsen und der Brandung künftig häufiger bewohnen, zum Lesen oder vielleicht auch Malen, zum Denken und Träumen, immer wenn ich die Einsamkeit suche.
Ja diese Gegend sieht schon sehr toll aus, und das Vogelnest auch, ein Platz ohne Hektik und Einkaufswahnsinn, zum träumen und verweilen, das hätte ich jetzt auch gerne!
AntwortenLöschenBussi Elisabeth
Tja, Einladung von Deinem Schwager - rein in den Flieger, 1 Tag später hast Du diesen Platz. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, wozu die Leute all den Müll brauchen, den sie ständig einkaufen?
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