Vorsicht mit den Träumen - sie könnten in Erfüllung gehen!



Buddha sagt: "Laufe nicht der Vergangenheit nach und verliere dich nicht in der Zukunft. Die Vergangenheit ist nicht mehr. Die Zukunft ist noch nicht gekommen. Das Leben ist hier und jetzt."







Sonntag, 22. August 2010

August 8th – Wilcannia I

Was mich im Augenblick echt nervt, ist die Kälte. Tagsüber, wenn die Sonne scheint ist es super angenehm bei 15 Grad und mehr. Aber die Kälte abends und nachts – grausam – 2-3 Grad. Ich schlafe total angezogen und friere trotzdem und das nach den tropischen Temperaturen in Cairns. Ich habe es meinen Männern schon mitgeteilt, diese Klimazonen kommen für mich zum Leben auf keinen Fall in Frage. Denn das Lustige ist, die Aussis tun so, als wäre es gar nicht kalt. Häuser, wie Motorhomes sind nicht gedämmt und meist nicht, oder nur unzureichend beheizbar. Verstehe ich nicht. David erzählt, dass seine Freunde in Wilcannia halt mehrere Schichten Kleider übereinander ziehen und sich im Bett mit allem zudecken, was sie haben. Gut, das mache ich zurzeit auch, aber ein Dauerzustand sollte das für mich nicht werden.

Das Tor nach Wilcannia bildet die imposante Brücke über den Darling River


Wilcannia Bridge crossing Darling River
mit diesem Räderwerk wurden die schweren Baumwollballen bewegt


Wilcannia Sign

Der River führt derzeit Niedrigwasser, das schluchtentiefe Flussbett lässt unschwer ahnen, welch gewaltigen Wassermassen sich zeitweise hier durch wälzen. David hatte vor einigen Monaten schon einen bis zu 5 m höheren Wasserstand erlebt. ( Die schlammige Farbe rührt von dem vielen Sand, denn der Fluss mit sich führt und ist kein Zeichen schlechter Wasserqualität.)

„Queen of the West“, lautete der Name Wilcannia’s im 18. Jahrhundert, als der Darling River (vor dem Bau der Eisenbahn) noch Hauptverkehrsweg und Transportmittel für die Baumwollernten war.






 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
frisch renoviert präsentiert sich das alte Post Office
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
nun Frauenhaus anstatt Museum
 
Police Station

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Hospital, in das die Nurses gerne zurückkommen
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Shire Council  (Gemeindeverwaltung)
 
Einige wunderbar restaurierte Häuser legen Zeugnis der rumreichen Vergangenheit ab. Leider sind die Prunkbauten nur offiziellen Ämtern vorbehalten. Andere Teile der 600 Seelen-Community werden tatenlos dem Verfall preisgegeben.
 
 
 
 











Der Butcher verkauft schon seit 10 Jahren kein Fleisch mehr

Traurig ist es anzusehen, dass Butcher (Fleischer) und Tante-Emma-Laden (General Store) schon vor Ewigkeiten ihren Atem ausgehaucht haben.















Heute notdürftig ersetzt werden durch eine überteuerte Grocery, der einem der beiden „Reichen der Stadt“ gehört, genau wie auch die neue Tankstelle. Die alte Tankstelle (in vielen alten Reiseberichten noch erwähnt) sieht auch nicht aus, als ob dort noch öfter einer anhalten würde.















Wilcannia old Gas Station

Es ärgert mich, dass es ist wie überall auf der Welt, die paar Reichen bestimmen die Richtung, unabhängig davon ob es die richtige für das Allgemeinwohl ist.

Übrigens, Wilcannia hat einen schlechten Ruf, noch heute warnen Reisende einander und der Lonely Planet Reiseführer tat es bis vor einigen Jahren sogar schriftlich, in Wilcannia anzuhalten, weil die Bevölkerung „sehr speziell“ sei.


Was das bedeutet wollten wir natürlich wissen. Nun, vor ca. 30 Jahren gab es eine Gruppe von Einheimischen, die der Meinung war, dass die ungebetenen durchreisenden Weißen, einen Wegzoll entrichten sollten. Und diese Forderung setzten sie auch durch. Nun, das war einmal, die Wegelagerer wurden bestraft und aus der Community verjagt, trotzdem, die Legende lebt.

Was wir sehen und erleben, die Menschen die wir kennenlernen, entsprechen nicht diesen Geschichten. Sie sind überaus freundlich und sehr interessiert (wen wundert‘s, denn viel Abwechslung erleben sie hier draußen im Outback wirklich nicht).

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Tony the wonderful Graffiti artist and Ben (car owner) seems to be really happy
 
Bei Tony und Candela (Davids Freunden) schlagen wir am Sonntagnachmittag völlig unangemeldet auf. Tony ist gerade dabei, den Bus seines Cousins Ben mit durchaus gekonnten Graffitis zu verschönern und für uns alle endet dieser Überfall endet mit einem tollen BBQ (David und ich kümmern uns um die Verköstigung) und einer kostenlosen Übernachtung, inklusive Strom in der Garageneinfahrt.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Victory Park Wilcannia
 
Am nächsten Morgen ziehen wir doch auf den Victory Park – Caravan Park um, weil wir unsere Toilette und das grey water entleeren müssen. Auch dieser herrliche Platz, am Ufer des River steht fast leer, weil wahrscheinlich nur die Mutigsten sich trauen, eine Nacht hier zu verbringen. Dabei sind die Sanitäranlagen sauber und es gibt ausreichend heißes Duschwasser. (In den Wilcannia News lesen wir, dass der Platz ein jährliches Minus verbucht und seine weitere Existenz auf dem Spiel steht.) Was Wunder, die Community braucht positive Werbung, damit die Touristen sich hierher trauen.


Bei Tony und Candela lernen wir auch Candela’s Mutter kennen, Nieves ist Spanierin, von der kleinen Insel Menorca, in meinem Alter und kam vor 30 Jahren als Hippie Mädchen nach Australien. Sie hat schon viel von der Welt gesehen, in Indien gelebt, 25 Jahre in Sydney als Reiseführerin gearbeitet, das Stadtleben war aber nicht ihres. Sie las etwas über White Cliffs und die Opalminen, kaufte sich für $ 6.000 ein Grundstück, um dort ein Teehaus zu errichten. Aber so einfach ist das nicht, auch nicht in Australien, schon gar nicht im Outback. Eine 200 Seelen Community die schon alles Nötige hat, will und braucht keine Neuen, die ihnen möglicherweise an der eigenen Existenz kratzen.

Freunde von Nieves, Lehrer in Wilcannia, luden sie zu einem Besuch ein. Zeigten ihr das Städtchen und es passierte, wovon wir noch träumen – das Gefühl überkam sie „hier gehöre ich hin“, sie wollte gerne mit und für die indigeneous people (Ureinwohner) arbeiten und hier erhielt sie ihre Chance. Ihre Tochter Candela kam mit Tony aus Sydney zu Besuch, übten einen Monat „probewohnen“, erstellten eine Pro/Kontra-Liste mit viel mehr Kontras als Pros und blieben trotzdem. Wir spüren, dass sie alle hier zu Hause sind, stolz auf ihre Community und auf die sinnvolle Arbeit die sie hier leisten können.
Sie sind angekommen.

1 Kommentar:

  1. Jetzt wird es ja nicht mehr lange dauern, dann werdet ihr sagen ihr seid angekommen, wo wird das wohl sein? Wir sind sehr gespannt darauf. Vielleicht in der Nähe vom Great Barrier Riff,
    dort war es ja ganz besonders schön denke ich.
    Ich freue mich sehr das es euch so gut geht, alles Liebe von Elisabeth

    AntwortenLöschen