Vorsicht mit den Träumen - sie könnten in Erfüllung gehen!



Buddha sagt: "Laufe nicht der Vergangenheit nach und verliere dich nicht in der Zukunft. Die Vergangenheit ist nicht mehr. Die Zukunft ist noch nicht gekommen. Das Leben ist hier und jetzt."







Donnerstag, 2. September 2010

August 22nd – Kalgoorlie-Boulder

Es hat etwas, am späten Nachmittag, kurz vor Sonnenuntergang in einer Goldgräberstadt „einzureiten“.



Kalgoorlie-Bolder, Gold City of West, mitten in der roten Wüste, die immer noch erfolgreichste Goldgräberstadt Australiens, mit Prunkbauten aus dem 19. Jahrhundert und derzeit ca. 30.000 Einwohnern.




Die Gold-Stadt glüht in der untergehenden Sonne in den herrlichen Ocker-Farben des Outback


Wo es um Gold geht, sind Abenteurer und Glücksritter zur Stelle und wo viele Männer viel Geld verdienen, sind geschäftstüchtige Frauen nicht weit. So gibt es in Kal (wie es die Bewohner kurz nennen) ebenso viele Bordelle wie Kirchen. (Wahrscheinlich wurde nach jeder weiteren Bordelleröffnung schnell eine Kirche zur Sühne erbaut – ist meine Erklärung) Die in den großen Minen angestellten Arbeiter, das hat „Ehemaliger“ Dave gestern erzählt, arbeiten 6 Monate im Jahr und verdienen dabei 90.000,-- Dollar, das klingt erstmal nicht schlecht, ein guter Arbeiter kann pro Tag in Kalgoorlie sogar 1.200 bis 1.500 verdienen. In manchen Minen (mit chinesischen Eignern) zahlen sie aber nur noch 300,--/Tag für 12 Stunden Arbeitszeit! Übrigens, auch Outback Woman machen diese Jobs, sie müssen nur arbeiten können wie die Männer.


Doch, es ist längst nicht mehr wie in der guten alten Zeit. Die Schürfrechte werden heute von Investment Unternehmen auf gewisse Zeit gekauft, und deren Gier ist grenzenlos. Dafür bezahlen sie ihre Arbeiter immer schlechter während diese unter immer schlechteren Arbeitsbedingungen schuften. Vorbei sind die glücklichen 60er, als Gewerkschaften Rechte für die Prospectors erkämpft hatten. Depressionen sind die Folge und eine enorm hohe Selbstmordrate unter den Männern. Aber warum kommen sie trotzdem, worin liegen Reiz und Verführung? Viele von ihnen geben den Großteil ihres Verdienstes in der Stadt auch wieder aus. 1000 Dollar versoffen am Wochenende, no problem, das ist der Durchschnitt. Warum das? …..

Die Barbesitzer zumindest, meinen das Erfolgsrezept zu kennen – Sex sells – und das allerorten.
 
 
 
Skimpys Tab ist das magische Zauberwort und die schwarze Tafel darunter zeigt, worum es geht – Bedienungen in Dessous – das bietet hier jede Bar, um den Goldgräber das hart verdiente Geld rasch wieder abzunehmen. Wildwest Romantik pur :-) und …. sie funktioniert unverändert!
 
 
 
 
 
Auf unserem riesigen Campground, sind weniger Reisende anzutreffen, als Minenarbeiter. Das sind die Glücksritter, die hier das Abenteuer, das große Los, das schnelle Geld suchen und natürlich die prickelnde Unterhaltung.
 
 
 
 
 
Zu Beginn des Goldrausches fanden die Prospector‘s (Goldgräber) die Nuggets noch an der Erdoberfläche, einfach ausgespuckt von Mutter Erde. Heute reißen Sprengungen tiefe Wunden in ihren Leib und rund um die Minenstädte sieht die Landschaft aus, wie nach Bombenangriffen.


Nachdem Dave Saturday night downtown den Märchenprinzen gab, gefällt ihm Kal gar nicht mehr. Die Preise sind wahrlich exorbitant (sogar für australische Begriffe) und der "Tanz ums goldene Kalb“ geradezu pervers, wie er sagt. Ein einziges Sodom und Gomorrha. Die halbnackten Bedienungen setzen ihre Preise, nach Augencheck der Person, willkürlich fest. So ändert sich der Kurs für ein Bier von Mal zu Mal und je durstiger oder gieriger der Mann wirkt, umso teurer wird es. Das Personal ist entsetzlich unfreundlich, in manchen „Hotels“ wird kein Getränk verkauft, wenn nichts gegessen wird, Aborigines haben in die meisten Lokale gar keinen Eintritt.


Pete nennt es Geschäftssinn,
Dave einen kapitalistischen Feldversuch, bei dem ihm übel wird.

Das gleiche machen die Taxifahrer. Eine Driverin wollte von David alleine schon fürs Einsteigen $ 7,-- kassieren, zuzüglich Fahrtgebühr! Ein anderer Driver fuhr ihn dann aber für $ 6,-- zurück zum Campground.

Es ist, wie ich vermutet hatte, eine Männerstadt. Nach Davids Einschätzung kommen 20 Mann auf ein weibliches Wesen. Könnt ihr euch vorstellen, was das bedeutet? Die Outback Girls and Women reisen von sonst wo an, um es hier richtig krachen zu lassen. Schönheit oder Attraktivität müssen sie nicht mitbringen, mit jedem Schluck Alkohol werden sie sowieso bunter und schillernder….

Allerdings gibt es, seit Sydney und Brisbane, die ersten Shops, die wirklich schicke und extrem elegante Klamotten im Fenster haben. Denn auf dem Land, speziell im Outback, hatte ich den Eindruck, dass der letzte fahrende Lieferant 1985 durchgefahren war.

Pete hat gleich wieder DIE Geschäftsidee – eine Bar in Kal aufzumachen – ich bin schon ziemlich sicher, dass dies so gut wäre, wie die Lizenz zum Gelddrucken, aber wollen wir das? Nein, eigentlich nicht wirklich. Außerdem können wir uns nicht einigen, wer von uns Dreien topless (oben ohne) hinterm Tresen stehen soll :-)

Eigentlich hatten Pete und ich vorgehabt, hier endlich einmal ein Fass aufzumachen, es richtig krachen zu lassen, aber jetzt hat uns David die Stimmung versaut. 200-300 Dollar an einem Abend auszugeben, für äußerst zweifelhafte Unterhaltung, scheint uns zu viel. So verbringen wir einen langweiligen Tag (ich, mit dem Hochladen meiner Posts, pro 5 Posts bezahle ich $ 12,-- für die Internetnutzung! der Wahnsinn! ), die Männer mit Computerspielen, bis die Waschmaschine ihre Dienste erledigt hat.


Leider sieht das hier bei weitem nicht nach Erfolg aus. Dauercamper,
manche sogar mit Frau und Kindern,
die wie Süchtige wirken und keinesfalls bereit, ihren Traum aufzugeben.

Der Regen lädt auch nicht dazu ein, outdoor Erkundigungen anzustellen und so fällt mein Plan vom Goldwaschen, im wahrsten Sinne des Wortes, ins Wasser. (Obwohl ich die hardcore Goldgräber, jetzt am Sonntag-Nachmittag, schlammverkrustet von ihren Claims kommen sehe und ihre Büchsenbohnen löffeln. Regen no problem)





Fortsetzung - Montag


Statt direkt nach Perth weiterzufahren, nutzen wir das heutige Sonnenwetter doch noch für einen Minenbesuch. Schließlich will ich vom ganzen Gold graben wenigstens etwas sehen.




Männerspielzeug – bewegt 220 Tonnen Erz



ein Rad hat 3 m Durchmesser und 150 cm Breite
(ich stehe! hinter dem Riesenrad) und kostet $ 35.000,-- 


Die Führung wird von alten  "Kumpels"durchgeführt und ist ungeheuer beeindruckend. (Ich schätze unseren Führer auf ca. 75, als er dann sein Baujahr erwähnt, oh Schreck - wir sind gleichaltrig) Was diese Männer, damals wie heute, leisten, ist unvorstellbar harter Knochenjob. Und, wie leider überall auf dieser Welt, die Arbeiter bleiben die Armen, vom Vermögen sehen SIE nichts.

Der Goldrausch begann vor ca. 100 Jahren und damals lebte ein Goldgräber so


Wellblechhütte

 

kein Regen, kein Wasser


Neuankömmlinge hausten erst mal im Zelt


bis zu solchem Luxus führte ein steiniger Weg



Seit 50 Jahren und bis heute wird mit solchen Presslufthämmern gearbeitet –
12 Stunden/Tag, Gewicht 60 kg, vielfach über Kopf
 
 
 
 
heute haben die Stollen elektrische Beleuchtung, vor hundert Jahren gab es Kerzenlicht, danach Karbidlampen
 
 
 
1 Unze (31 Gramm) so groß wie ein Daumennagel – Tagespreis $ 1.385,-
 
Goldbarren von ca. 2 kg Gewicht im Wert von $ 160.000,--
 

1 Tonne Gold (1000 kg!) hat ein ca. Format von 33 x 33 x 33 cm (1 Kubik Fuß wie die Miner sagen)

Kaum liegen Goldrausch, Minen, Krater und Abräumhalden hinter uns, verschluckt uns der world‘s largest red gum tree forrest. Rechter Hand begleitet uns dabei eine riesige Water Pipeline, die Kalgoorlie mit dem lebensnotwendigen Nass versorgt. (In einem Gebiet das derzeit schon wieder unter Wasserknappheit zu leiden hat)
 
 
 
Eine pittoreske Science Fiction Szenerie. Doch dazwischen wächst neues Gras. Überall in dieser staubtrockenen Landschaft trägt neues Leben den Sieg über alle Katastrophen davon. Und so wird es immer sein.
 
 

 
Als wir ein schönes, großes, freies Plätzchen gefunden haben, entdecken wir ein Geschenk, das frühere Reisende zurückgelassen haben. Eine Feuertonne. Das löst Jubel aus bei uns.
 
 
Holzsammeln, Feuer machen, Bier aufmachen – gute Nacht.


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